Seit kurzem gibt es bei ChatGPT einen sogenannten Study Mode, der speziell für das Lernen und Üben von Schul- und Studieninhalten entwickelt wurde. Viele Eltern fragen sich nun: Ist das eine sinnvolle Unterstützung für unsere Kinder oder eher ein zweischneidiges Schwert? Hier sind die Vor- und Nachteile des neuen Lernmodus kurz zusammengefasst.
Was ist der Study Mode überhaupt?
In den letzten Monaten gab es viel Kritik am Einsatz von ChatGPT in der Schule. Schülerinnen und Schüler lassen sich Aufgaben einfach von der KI lösen, ohne selbst nachzudenken. Das Ergebnis: schnell erledigte Hausübungen – aber kein echtes Verständnis. Genau hier setzt OpenAI mit einer neuen Funktion an: dem Lernmodus (engl. Study Mode).
Der neue Lernmodus in ChatGPT ist kein einfacher „Antwortgenerator“ mehr. Statt direkt Lösungen zu liefern, unterstützt er aktiv beim Verstehen, Reflektieren und Anwenden von Wissen. Nutzer*innen werden dabei mit Fragen durch den Lernstoff geführt – fast wie in einem persönlichen Coaching-Gespräch. ChatGPT erklärt in kleinen Schritten, stellt Verständnisfragen und gibt Feedback. Das Ziel ist klar: Tiefe statt Tempo. Wer mit dem Lernmodus lernt, soll nicht einfach abschreiben, sondern wirklich begreifen.
Der Lernmodus steht seit Juli 2025 allen offen – egal ob im kostenlosen oder kostenpflichtigen Plan (Free, Plus, Pro), man benötigt dafür allerdings einen kostenlosen Account. In den kommenden Wochen wird er auch für Edu-Lizenzen verfügbar sein. Das macht den Modus besonders interessant für den Einsatz in Schulen und Hochschulen.
Wie funktioniert der Lernmodus?
Die Nutzung ist denkbar einfach:
- Tool aktivieren: Im Chatfenster oben auf „Tools“ klicken → „Studieren und lernen“ auswählen.

- Schrittweise Erarbeitung: Der Stoff wird didaktisch sinnvoll gegliedert. Zuerst einfach, dann komplexer.
- Aktives Mitdenken: Immer wieder stellt ChatGPT Fragen, gibt Denkanstöße und prüft, ob das Verständnis da ist.
- Personalisierung: Wenn der Gedächtnis-Modus aktiviert ist, merkt sich ChatGPT deinen Fortschritt und baut darauf auf.
- Multimodal: Auch eigene Bilder oder PDFs können eingebunden und gemeinsam analysiert werden.
Beispiel: Wer wissen möchte, wie der Satz des Pythagoras funktioniert, bekommt nicht nur die Formel, sondern wird durch gezielte Fragen angeleitet, die Bedeutung selbst zu entdecken.

Das klingt auf den ersten Blick nun alles recht spannend und auch wirklich sinnvoll. Allerdings hat diese neue Art zu lernen nicht nur Vorteile, sondern auch einige Nachteile.
Vorteile des Study Modes
Individuelle Lernunterstützung
Der Study Mode passt sich an den Wissensstand des Kindes an. Er erkennt, wo es noch Unsicherheiten gibt, und stellt passende Fragen oder Erklärungen bereit. Das ist besonders hilfreich, wenn Kinder zu Hause alleine lernen und keine direkte Unterstützung haben.
Vielfältige Lernmethoden
ChatGPT bietet unterschiedliche Formate: Multiple-Choice-Fragen, offene Aufgaben, Erklärungen mit Beispielen oder auch kleine Tests. Dadurch können Kinder ihr Wissen abwechslungsreich wiederholen.
Rund-um-die-Uhr verfügbar
Eltern müssen nicht immer selbst Nachhilfe leisten oder einen teuren Nachhilfelehrer engagieren. Der Study Mode ist jederzeit verfügbar – egal ob abends, vor einer Schularbeit oder am Wochenende.
Motivation und Selbstständigkeit
Viele Kinder lernen lieber mit digitalen Tools als mit klassischen Schulbüchern. Der Study Mode kann die Motivation steigern und dazu beitragen, dass sie selbstständiger arbeiten.
Breite Themenabdeckung
Ob Mathematik, Fremdsprachen, Geschichte oder Naturwissenschaften – der Study Mode deckt ein großes Themenspektrum ab. Eltern müssen nicht in jedem Fach Experte sein.
Nachteile des Study Modes
Gefahr der Übernutzung
Kinder könnten sich zu sehr auf den Study Mode verlassen und weniger Eigeninitiative beim Lernen zeigen. Wer sich nur auf die KI stützt, trainiert möglicherweise weniger kritisches Denken und eigene Lösungswege.
Keine vollständige Fehlerfreiheit
Auch ChatGPT kann Fehler machen oder komplexe Themen zu stark vereinfachen. Eltern sollten das im Blick haben und gelegentlich die Inhalte prüfen. Außerdem ist die Gefahr, dass man sich zu 100 % auf den Chatbot verlässt sehr groß. ChatGPT neigt, besonders in der kostenlosen Variante, noch immer öfters dazu zu halluzinieren, also erfundene Inhalte zu generieren, die er aber äußerst glaubwürdig erscheinen lässt. Der User muss das aber selbst erkennen und darauf reagieren.
Fehlende soziale Komponente
Wie wir alle wissen, ist das Lernen mehr als nur Wissensaufnahme. Der Study Mode ersetzt nicht die Interaktion mit Lehrkräften, Mitschülern oder echten Tutoren, die Rückmeldungen auf emotionaler Ebene geben können.
Gefahr der Ablenkung
Da der Study Mode in einer Chat-Umgebung stattfindet, ist die Versuchung groß, schnell zu anderen Themen zu wechseln oder den Chat für andere Zwecke zu nutzen oder sich nebenbei vom Smartphone oder anderen Dingen ablenken zu lassen.
Datenschutzfragen
Eltern sollten sich bewusst sein, dass bei der Nutzung Daten an den Anbieter übertragen werden. Es lohnt sich, die Datenschutzerklärung genau zu lesen und die Privatsphäre-Einstellungen zu prüfen.
Fazit zum Study Mode
Der neue Study Mode von ChatGPT kann eine wertvolle Lernhilfe sein, besonders wenn Kinder selbstständig üben oder Eltern beruflich stark eingespannt sind. Er bietet flexible Unterstützung und kann den Lernalltag deutlich erleichtern. Den Modus zumindest einmal auszuprobieren und mit verschiedenen Lerninhalten zu testen, lohnt sich auf jeden Fall. Falls einem diese Art zu lernen zusagt, kann man ihn dann zukünftig als Lernunterstützung nutzen.
Gleichzeitig ist es aber auch wichtig, den Einsatz bewusst zu steuern: Der Study Mode sollte das Lernen ergänzen, nicht ersetzen. Eltern können klare Nutzungszeiten vereinbaren, hin und wieder nachfragen, was die Kinder gelernt haben, und die Ergebnisse gemeinsam reflektieren. Man sollte sich aber nie zu 100 % auf die Erklärungen des Chatbots verlassen, weil immer noch Fehler darin enthalten sein könnten.
Quellen:
https://www.all-ai.de/news/top-news24/openai-chatgpt-study-mode