Das Metaverse hat das Potenzial, die uns bisher bekannte Lebens- und Arbeitswelt grundlegend zu verändern. Oder ist es doch einfach nur einer von vielen Hypes aus dem Silicon-Valley? Doch warum investieren die weltgrößten Unternehmen dann bereits Milliarden Dollar in den Ausbau des Metaversums?
Was ist das Metaverse?
Momentan findet das Internet zweidimensional statt. Man benutzt Bildschirme von Computern, Smartphones und Tablets um ins Internet zu gelangen. Das Metaverse soll die Zukunft des Internets werden. Das Internet soll dadurch dreidimensional werden!
Einfach gesagt handelt es sich beim Metaverse oder Metaversum um ein „begehbares“ Internet, in dem Menschen ihre Avatare (virtuelle, digitale Abbilder) nutzen können, um Informationen aufzurufen, miteinander zu kommunizieren, Videospiele zu spielen, Handel zu betreiben und ihrer täglichen Arbeit nachzugehen. Mithilfe einer VR-Brille können virtuelle 3D-Umgebungen betreten werden.
Es wird allerdings nicht das EINE Metaverse geben, das nur von einem Unternehmen entwickelt wird. Stattdessen wollen es verschiedene Metaversen geben, die aber miteinander verbunden sind. Zugang zu den einzelnen Metaversen soll man mithilfe von VR-Brillen (wie z.B. der Meta Quest 2) bekommen.
Wie wird das Metaverse definiert?
Der Risikokapitalist Matthew Ball beschreibt in seinem Essay „The Metaverse: What It Is, Where to Find it, Who Will Build It, and Fortnite“ aus dem Jahr 2020 sieben Kernfaktoren, aus denen sich das Metaverse zusammensetzt. [1]
- Das Metaverse kann niemals beendet oder pausiert werden. Es läuft immer weiter.
- Es ist live. Im Metaverse laufen, wie auch in der realen Welt, zeitlich begrenzte Events ab, aber das Metaverse als Ganzes findet trotzdem in Echtzeit statt.
- Es gibt keine Obergrenze für die Gesamtanzahl der Teilnehmer*innen.
- Das Metaverse hat sein eigenes Wirtschaftssystem. Firmen und Individuen können dort investieren, kaufen, verkaufen und für Arbeit innerhalb des Metaversums bezahlt werden.
- Das Metaverse umfasst die digitale Welt genauso wie die physische. Außerdem gibt es offene und geschlossene Plattformen innerhalb des Metaverse.
- Digitale Objekte sind innerhalb des Metaverse austauschbar. Als Beispiel nennt er Objekte aus Videospielen, die heute nur in dem jeweiligen Game genutzt werden können. Im Metaverse gäbe es, so Ball, jedoch immer die Möglichkeit, diese Objekte auch in einem anderen Kontext zu verwenden.
- Das Metaverse ist voll von Inhalten und „Erfahrungen“, die von Individuen, privaten Gruppen oder Unternehmen erstellt werden. [2]
Eine Vorstellung davon, was das Metaversum werden könnte, bekommt man im Science-Fiction-Roman „Ready Player One“ von Ernest Kline aus dem Jahr 2011.
Dort bietet die virtuelle Welt „OASIS“, als eine Alternative für heruntergekommene staatliche Schulsysteme, Bildung und Wissen für alle, Unterhaltung und Computerspiele, aber auch ein paralleles Währungs- und Wirtschaftssystem, das nahtlos in die reale Welt übertragbar ist. Der virtuelle Raum der „OASIS“ ist dort in 27 einzelne Sektoren (Einzelwelten) aufgeteilt, durch die man mit Teleporten oder virtuellen Raumschiffen aller Art gelangen kann. Milliarden von Menschen nutzen diese virtuelle Welt im Roman täglich zur Kommunikation und zum Zeitvertreib.
So oder so ähnlich kann man sich auch das zukünftige Metaversum vorstellen. Marc Zuckerberg, der Meta-Chef, verteilte beispielsweise den oben erwähnten Roman „Ready Player One“ an seine Mitarbeiter*innen, um ihnen eine Vorstellung davon zu geben, was das Metaverse sein könnte. [3]
Bereits jetzt investieren die „Big Five“ (auch GAFAM genannt) in der Techindustrie, wie Meta (ehemals Facebook), Alphabet (Google), Apple, Amazon und Microsoft viele Milliarden, um das Metaverse zu verwirklichen und um darin eine zentrale Rolle zu spielen. Sie wollen dieses „Next Big Thing“ nicht verpassen und davon natürlich auch finanziell profitieren. [4]
Gibt es das Metaverse bereits?
Obwohl Facebook kürzlich seinen Namen auf „Meta“ gewechselt hat ist bzw. wird Marc Zuckerbergs Unternehmen nicht der einzige Anbieter bzw. Gestalter des neuen Metaversums sein.
Bereits in den 1970er Jahren war den Technologievisionären im Silicon Valley bereits klar, dass es einmal so etwas wie das Metaverse geben würde. Das Metaverse entsteht zwar gerade erst, aber trotzdem sind alle dafür notwendigen Elemente bereits jetzt vorhanden.
Der erste richtige Versuch eines Metaverses war bzw. ist das Online-Spiel Second Life aus dem Jahr 2003.
Bereits damals war das eine von Benutzern gestaltete virtuelle Welt, in der Menschen durch Avatare interagieren, spielen, Handel betreiben und anderweitig kommunizieren können. Second Life gibt es übrigens auch heute noch immer. [5]
Eine der bekanntesten Beispiele für virtuellen Welten ist das beliebte Multiplayer-Onlinespiel Fortnite.
Millionen Nutzer besuchten dort im August 2021 beispielsweise ein einziges virtuelles Konzert von Ariana Grande. [6] Und das obwohl es sich bei Fortnite eigentlich um einen Koop-Survival-Shooter handelt. Spiele wie Fortnite sind momentan aber trotzdem noch in sich abgeschlossene Welten. Sie „koopierieren“ noch nicht mit bereits vorhanden „Universen“ anderer Unternehmen.
Das äußerst beliebte VR-Spiel „VRChat„ zeigt bereits jetzt sehr eindrucksvoll, wie man sich ein Metaverse und seinen Aufbau vorstellen kann.
Es besteht nämlich aus insgesamt über 25.000 kleiner, virtueller Welten, die von der Community selbstständig erstellt und hochgeladen wurden. [7] Bei diesen “Welten” handelt es sich jedoch ”nur” um kleinere Bereiche zu bestimmten Themen (z.B. ein Ententeich). Jeder VRChat-Nutzer kann jede erstellte Welt virtuell mittels Teleporte betreten und mit den Usern dort kommunizieren.
Die Stadt Seoul in Südkorea hat mittlerweile begonnen, eine Metaverse-Plattform für die öffentliche Verwaltung aufzubauen. [8]
Mit einer VR-Brille, wie z.B. der Meta Quest 2, kann man bereits jetzt problemlos ”Metaverse-Luft” schnuppern. Meta, aka Facebook, betreibt „Horizon Workrooms“, die, wie der Name schon sagt, als Arbeitsumgebung angelegt ist. Und Horizon Home ist das virtuelle Zuhause. Ein virtuelles, kostenloses Traumhaus.
Der CEO von Microsoft hat kürzlich seine Keynote in Altspace VR gehalten. [9] Und die Corona-Pandemie hat uns deutlich gemacht, welche Möglichkeiten Kommunikationsplattformen wie z.B. Microsoft TEAMS schon jetzt bieten. Auch dort können wir nämlich in einer virtuellen Welt mit Kolleg*innen zusammenarbeiten.
Welche Möglichkeiten bietet das Metaverse für die Schule?
Das Metaverse hat das Potenzial auch die Schule nachhaltig zu revolutionieren. Gerade im Bildungsbereich wirken sich soziale Unterschiede enorm auf den Bildungsgrad von Kindern und Jugendlichen aus. Diese Unterschiede könnte ein Metaversum mit entsprechenden Bildungsinhalten zu einem leistbaren Preis für die Hardware ausgleichen.
In einer virtuellen Lernumgebung sind den Bildungsmöglichkeiten kaum Grenzen gesetzt. So könnten beispielsweise die wichtigsten Kunstwerke und Skulpturen der Welt virtuell bestaunt, die Planeten des Sonnensystems bereist und Zeitreisen in die Vergangenheit unternommen werden. Das Erlernen von Fremdsprachen kann beispielsweise durch einen virtuellen Besuch im jeweilen Land gefördert werden.
Kritik ist durchaus angebracht!
Bei all den Möglichkeiten, die ein Metaverse bieten könnte, ist natürlich trotzdem Vorsicht angesagt. Personalisierte Werbungen, die wir bereits jetzt zur Genüge aus den sozialen Netzwerken, wie z.B. Facebook kennen kann im Metaverse noch einmal auf einen neuen Level gebracht werden. Durch Eyetracking bei VR-Brillen, die im Metaverse benutzt werden, wird die Position der Augen lokalisiert und die Software ermittelt genau, für welche Bereiche man sich im Metaversum interessiert.
So könnte ein noch viel genaueres Userprofil angelegt werden und für Werbezwecke genutzt werden. Dafür wäre also dann nicht einmal mehr das Drücken eines „Like“-Buttons notwendig. Bereits in der Vergangenheit hat beispielsweise Facebook gezeigt, wie schlecht der Umgang mit Nutzerdaten dort funktioniert.
Auch der Suchtfaktor, der durch die Nutzung des Metaverses noch einmal um ein Vielfaches höher sein kann, als beim regulären Internet bzw. Online-Spielen ist nicht zu unterschätzen.
Fazit:
Das Metaverse wird, ähnlich wie auch das Internet seit den 90er-Jahren, unsere Gesellschaft und die Art und Weise, wie wir kommunizieren, lernen und arbeiten nachhaltig verändern. Es wird allerdings noch einige Jahre oder vielleicht Jahrzehnte dauern, bis wir wirklich ein Metaverse im Stil von „Ready Player One“ betreten können.
Trotzdem wird bereits jetzt fieberhaft daran gearbeitet und es kann auch bereits virtuelles Land in verschiedenen, bereits existierenden Metaversen gekauft werden. [10] Wie jede neue Technologie muss auch das Metaverse mit Vorsicht und Hausverstand genutzt werden.
Quellen:
[1] https://www.matthewball.vc/all/themetaverse
[2] https://t3n.de/news/metaverse-erklaert-hype-zukunft-1419141/
[3] https://de.wikipedia.org/wiki/Ready_Player_One_(Roman)
[4] https://247newsbulletin.news/opinion/256592.html
[5] https://de.wikipedia.org/wiki/Second_Life
[7] https://de.wikipedia.org/wiki/VRChat
[8] https://qz.com/2086353/seoul-is-developing-a-metaverse-government-platform/
[9] https://www.fanaticalfuturist.com/2022/01/microsoft-vr/
[10] https://t3n.de/news/investieren-ins-metaverse-ansaetze-1450569/
Lies HIER, wie VUCA unsere zukünftige Arbeitswelt beeinflusst!